Kunst – oder Medienrummel/Publicity/Schwindel
Im Herbst letzten Jahres hat die Firma Hewlett Packard (HP) in Berlin eine “Hype Gallery” veranstaltet, organisiert von Publicis-Werbeagenturen. Hype-Galerien sind durch klassische Werbung flankierte PR-Maßnahmen für HP. Entsprechende Veranstaltungen fanden schon in London, Paris, Moskau, Singapur, Mailand und Amsterdam statt.
Bespielt werden die zu Beginn leeren Hype-Galerien mit Werken von “Jedermann”: eingereichte Bilddaten werden vor Ort großformatig ausgedruckt und sofort an den nächsten freien Platz gehängt – sofern sie den Bedingungen entsprechen: der Werktitel muß die Buchstaben “h” und “p” in dieser Reihenfolge enthalten und das Bild darf nicht “die normalen Maßstäbe des Anstands verletzen”, also beispielsweise keine “politisch kontroverse Inhalte zeigen”) 1. Ist die Galerie gefüllt, weichen die ältesten Bilder den neuen (fifo); zusätzlich werden die Bilder im Internet veröffentlicht. Die Werke müssen nicht photographisch hergestellt sein, alle bilderzeugenden Techniken sind erlaubt.
Eine schöne Idee. Ich musste spontan an Dieter Hacker und Andreas Seltzer denken, die von 1971 bis 1985 in Berlin (West) die “7. Produzentengalerie” zur Auseinandersetzung über die Funktion von Kunst betrieben und ab 1976 die Zeitschrift “Volksfoto” herausgaben. Hacke/
Die Hype-Galerien als weltweite Events erscheinen mir nun als die zeitgemäße Fortsetzung von “Volksfoto” – kommerzialisiert und apolitisch (“hype” kann auch als “Schwindel” übersetzt werden). Das “Hype-Keyvisual” ist dementsprechend ein Einkaufswagen.
Hype Gallery im Café Moskau
Karl-Mary-Allee 34, Berlin
28. Oktober bis 18. November 2006
Citation recommendation:
Frech, Martin: Kunst – oder Medienrummel/