Der Weg zum Schwarzweiß-Dia
Prinzipiell läßt sich jeder Schwarzweiß-Negativfilm zum Diafilm verarbeiten; ideal sind Filme mit einem möglichst klaren Träger. Es gibt auch Schwarzweißfilme, die speziell für die Verarbeitung zum Dia vorgesehen sind (z. B. Fomapan R 100) und solche, bei denen die »normale« Entwicklung direkt zum Dia führt (z. B. Rollei Slide Direct). Darüberhinaus können weitere Techniken zielführend sein.
1. Umkehrentwicklung
1.1 Prinzip der Umkehrentwicklung
Der übliche Weg, der mit allen Schwarzweiß-Negativfilmen funktioniert, ist die Umkehrentwicklung in folgenden Schritten 1 [für Ilford-Produkte ausführlich erklärt in einer Ilford-Publikation. 2]:
- Erst-Entwicklung zum Negativ
- Bleichen und Klären (das entwickelte Silber lösen)
- Nachbelichten (mit Licht oder chemisch: restliches Silber aktivieren)
- Zweitentwicklung
- Fixieren (wäre zwar theoretisch nicht nötig, in der Praxis ist aber immer noch ein bißchen Silber vorhanden)
1.2 Verfügbare Umkehrprozesse
Der Film Agfa Scala (1995 eingeführt) ist 2007 noch in Restbeständen auf dem Markt, einige wenige Labore verarbeiten ihn noch (lizenzpflichtiger Hochtemperaturprozess), nach Erfahrungsberichten in diversen Internet-Diskussionsforen jedoch nicht mehr immer mit optimalen Ergebnissen.
Alternative: Scala mit der Foma-Umkehrchemie (s. u.) entwickeln, Prozessablauf siehe 3
Seit 1999 bietet das Labor dr5-chrome in Denver, Colorado/USA die Filmentwicklung im eigenen dr5-Prozess an, mit dem die meisten Schwarzweißfilme umkehrentwickelt werden. 4 Die auf der Web-Site publizierten Ergebnisse sehen prima aus (↬ dr5.com/filmtests.html [2020-05-07]).
Zur Photokina 2006 hat Klaus Wehner die »Umkehrentwicklung nach Wehner« als kommerziellen Service angekündigt (↬ schwarzweiss-dia.de [2020-05-07]), bislang vorrangig für den Fomapan R 100; der Service soll auf andere Filme erweitert werden.
Für Selbstverarbeiter gibt es spezielle Chemiesätze am Markt: von Kodak 5 (für T-Max 100), von Tetenal (2007 nicht mehr am Markt) und von Foma 6 (für Fomapan R 100, nur KB). Die Chemie funktioniert natürlich auch für andere Filme.
Die Zutaten für die Umkehrentwicklung von Schwarzweißfilmen sind kein Geheimnis, entsprechende Rezepte zum Selberansetzen findet man in der einschlägigen Literatur.
2. Direktpositivverfahren
Dieses Verfahren entwickelt Filme direkt zum Dia. Die Filme sind vom Hersteller vorbelichtet bis zum Beginn der Solarisation. Beim Fotografieren nutzt man die Schicht im Bereich der Solarisation (Überbelichtungen sind daher nicht möglich). Die Empfindlichkeit dieser Filme ist gering, der Rollei Slide Direct hat zum Beispiel einen E. I. von ISO 10/20, je nach Entwickler. 7
3. Weitere Techniken, die zum sw-Dia führen
3.1 Chromogene sw-Filme cross-entwickeln im E6-Prozess
Der unmaskierte Ilford XP2 SUPER mit seinem klaren Träger ist eventuell geeignet.
Testergebnisse: deutlich reduzierte Empfindlichkeit, Farbstich, geringer Kontrast.
Siehe dazu meinen Text → Ilfords XP2 cross-entwickeln zum Dia.
3.2 sw-Neg. umkopieren
Repro oder Kontaktkopie auf Dup-Film [z. B. auf EASTMAN Fine Grain Release Positive Film 5302/7302 8]
3.3 Modifizierter E6-Prozess
Im 3-Bad-Prozess wird der Farbentwickler gegen einen Toner getauscht. 9
Von Polaroid gab es den Polapan reversal film, ich weiß jedoch nicht, ob der auch in diese Kategorie fällt.
Martin Frech, März 2007/September 2007
Links geprüft im Mai 2020
Zitierempfehlung:
Frech, Martin: Der Weg zum Schwarzweiß-Dia. In: Notizen zur Fotografie, 2007-03-24. Online: https://